Projekte

PROJEKTE


Conversion einer 90 Jahre alten Martin C-2 von 1934


Das Modell C-2 war eine modifizierte OM-28, die die Fa. Martin Anfang der 1930er Jahre bis zum Beginn des 2. Weltkrieges baute, um das Interesse an Jazzgitarren zu bedienen. Boden- und Hals der OM-28 wurden übernommen und die flache Decke durch eine geschnitze Archtopdecke ersetzt. Weitere Änderungen der Konstruktionsdetails wie Halsneigungswinkel, Bebalkungsstärken, Bodenwölbung, leichte Formdifferenz, Verzierungen etc. wurden anders ausgeführt.
Aufgrund des überragenden Klangs des Flattop-Modells wurden in den letzten Jahrzehnten viele C-2 Archtops in den OM-28 Modelltyp konvertiert. Dies habe ich im vorliegenden Fall ebenfalls getan, was ein sehr aufwändiges Projekt sein kann, wenn man es passioniert durchführt. Zusammengefasst entspricht die C-2 bis auf die Decke und den genannten kleinen Konstruktionsdifferenzen einer PreWar OM-28. Bei der Planung habe ich mir kleine ästhetische Freiheiten erlaubt, die von mir gefertigte Rosette ist z.B. im Stil einer D-45 gehalten.

Gitarrenboden und Zarge: Das vorhandene Material (Rio Palisander) ist qualitativ hervorragend, die Beleistung musste ich hingegen ersetzen. Mein Bälkchenholz entspricht vom spezifischen Gewicht her dem des Originals, ist aber noch wesentlich älter – Alpenfichtenholz aus dem 18. Jahrhundert! Die schwachen und losen Leisten saßen zwar an korrekter Stelle, hatten aber eine unharmonische Wölbung. Bodenwölbung und -spannung sind nun korrigiert. Hierzu habe ich mehrere individuelle Schablonen und Bauhilfen hergestellt, die dazu dienen, das richtige Ergebnis für diese eine Gitarre zu erzielen, danach werden sie nicht mehr benötigt. Die Bodenreifchen blieben original, ebenso der Fugensicherungsstreifen des Bodens mit den originalen Labels. Die seitlichen Klebebändchen an den Zargeninnenseiten sind original, aber neu eingeklebt. Boden, Zargen und Hals sind mit Nitrocellulose lackiert.


Decke: Das „Jazzmodell“ hatte u.a. aufgrund seiner sehr schweren Decke in schlechter Holzqualität einen behäbigen, harten und unattraktiven Klang. Die C-2 war klanglich weder eine Flattop (da extrem gedämpft und schwach), noch eine Jazzgitarre (leblos und hart) und konnte sich deshalb im Markt nie durchsetzen. Da meine Conversion ein originales, modell-korrektes, altes deutsches Herringbone-Binding spendiert bekommen sollte (welches Martin damals übrigens auch in Deutschland einkaufte) und die Deckenreifchen sehr schmal waren (4mm), musste ich diese aus altem Honduras Mahagoni neu fertigen und ersetzen.
Die neue Gitarrendecke besteht aus thermobehandelter, erstklassiger Alpenfichte. Auch hierfür musste ich eine individuelle Wölbungsschablone herstellen, so dass durch den Saitenzug eine vollständig plane Decke resultiert.
Ein kleines, aber nettes Detail ist auch die von mir im Bereich des Halsansatzes verbreiterte Auflagefläche der Decke. Hier käme es sonst -wie bei manchen Instrumenten sichtbar- aufgrund der hohen Stauchungsspannungen zu Rissbildungen, was ich durch das genannte Verfahren ohne Klangeinbuße ausschließe. Unzählige weitere und wichtige Details wären noch zu erwähnen, z.B. dass die Halstaschen zu groß gefräst und Ausgleichs-Shims eingeleimt waren u.v.m.
Die Beleistung der Decke habe ich mit einem leicht optimierten X-Bracing ausgeführt (leider habe ich aus diesem Bearbeitungsstadium keine Fotos zur Verfügung). Aus klanglichen Gründen habe ich die Decke mit Schellack poliert. Ein absolut transparenter und fast unsichtbarer Schlagschutz von 0.1mm Dicke ist großflächig aufgeklebt und gewährt optimalen Schutz und optimalen Klang.


Hals: Den Hals habe ich nach Abnahme des Griffbretts mit einer Carbon-Holz Mehrfachverleimung stabilisiert. Er ist nun weiterhin leicht, jetzt aber extrem verzugsfest!
Da das bisherige Griffbrett (bisherige Stärke 4.5mm) mit Barfrets ausgestattet war, habe ich es ausgetauscht und die Halsstärke korrigiert. Diese war am ersten Bund mit 19mm zu gering, am Ansatz zum Korpus hingegen mit 27mm klobig. Die neue Halsstärke ist nun im Bereich des ersten Bundes auf 22mm und in den hohen Lagen auf 24mm korrigiert.
Der Hals ist wie beim Original nitrolackiert und spielt sich nun hervorragend.


Der Originalkoffer des Instrumentes (von Feinsten restauriert !), siehe letztes Foto, ist dabei. Im neu mit blauem Kaschmirstoff ausgekleideten und mehreren Pads versehenen Innenraum ist das Instrument gut geschützt und schwebt beim Transport künftig sozusagen im Koffer.

Share by: